Prof. Dr. Manuela Scheuermann zeigt auf, welche Chancen feministische Außenpolitik birgt, auch in Zeiten von Aufrüstung und Krieg inmitten von Europa und wie der Konflikt in der Ukraine aus feministischer Sicht erklärt werden kann.
25.10.2022 18:00
Ort: zoom-Meeting
Entscheidungen der Außen- und Sicherheitspolitik berühren die Sicherheit und das Wohlergehen aller Bürger*innen eines Staates. Dennoch sind Frauen und andere marginalisierte Gruppen kaum an den Entscheidungsprozessen beteiligt. Ihre Möglichkeiten der politischen Teilhabe sind begrenzt, die spezifischen Erfahrungen ihrer Lebenswelt werden oft nicht berücksichtigt und ihre Stimme nicht gehört. Hinzu kommt noch die Erfahrung massiver Diskriminierung und Entrechtung, wie sie z.B. aktuell Mädchen und Frauen in Afghanistan erleben.
Außenministerin Annalena Baerbock hat bereits im März 2022 hierzu erklärt: „Wenn die Hälfte der Bevölkerung keine Möglichkeit zu gleichberechtigter Teilhabe hat, kann keine Gesellschaft ihr Potenzial voll ausschöpfen. Und wenn die Hälfte der Weltbevölkerung ausgeschlossen ist, können wir Frieden und Sicherheit nicht dauerhaft erreichen.“
Laut einer Untersuchung von UN Women steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Einigung im Friedensprozess mindestens 15 Jahre hält, um 35%, wenn Frauen daran beteiligt sind. Frauen bringen in diesen Verhandlungen Perspektiven mit ein, die ansonsten verfehlt werden: sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung beispielsweise werden oftmals nicht als Kriegswaffe anerkannt, ziehen jedoch große gesellschaftliche und sicherheitspolitische Konsequenzen nach sich.
Bei feministischer Außenpolitik geht es um einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Menschen mitdenkt. Sie basiert auf der Überzeugung, dass Geschlechtergerechtigkeit und gleichberechtigte Teilhabe Voraussetzung für nachhaltigen Frieden in der Welt sind. Sie gibt Ideen, wie Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik auf Menschenrechte und dem Völkerrecht basieren kann.
Oder ist sie eine Utopie? Durch den grausamen Angriffskrieg Putins auf die Ukraine steht eine Zeitenwende an. Altgewährte außenpolitische Paradigmen scheinen wie aufgelöst. Welche Perspektiven können nun eingenommen werden? Bietet die Remilitarisierung wirklich eine Chance, damit derzeitige Konflikte deeskaliert werden? Hat die Diplomatie im Falle Russland versagt?
Bei SI·impulse „Feministische Außenpolitik – Ohne Frauen kein Frieden?“ erläutert Prof. Dr. Manuela Scheuermann, wie eine „Feminist Foreign Policy“ bereits in verschiedenen Staaten umgesetzt wird. In ihrem Werk „Gender Roles in Peace and Security“ (herausgegeben mit Anja Zürn) hat sie die Geschlechterrolle in der Sicherheitspolitik erläutert und wird unsere Fragen aus wissenschaftlicher Sicht beantworten.
Dr. Manuela Scheuermann ist Professorin am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Europaforschung, Institut für Politikwissenschaft und Soziologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Sicherheitspolitik und Internationale Organisationen, insbesondere Vereinte Nationen, Konfliktmanagement - Friedensoperationen, Inter-organisationale Beziehungen und Gender-Politik internationaler Sicherheitsorganisationen.
Sie ist Mitglied im Forschungsrat und im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für die UN.
PROGRAMM
17:45 Uhr: Technik-Check und Einlass
18:00 Uhr: Begrüßung Christina Faber, Präsidentin SI-Club Ellwangen
Themenimpuls Emma Thorwart, Studentin Politik- u. Sozialwissenschaft und Öffentliches Recht
Vortrag Prof. Dr. Manuela Scheuermann, Universität Würzburg
19:00 Uhr: Fragen und Diskussion
19:30 Uhr: voraussichtliches Ende
GÄSTE sind herzlich willkommen
ANMELDUNG
bitte bis 23. Oktober 2022 an info[at]clubellwangenjagst.soroptimist.de. Der Zugangslink zum Online-Vortrag wird einen Tag vorher an die Teilnehmenden versendet.
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