„Von Frau zu Frau“

Lesung zum Weltfrauentag am 10. März 2018

Gertraude Bretzler-Groß, derzeitige Vizepräsidentin, begrüßte die zahlreichen Gäste in der „BuchBar“ in Ellwangen, und stellte fest, dass es bereits die vierte Lesung ist, die wir anlässlich des Weltfrauentages veranstalten. „Für unseren Club ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir an diesem Tag Flagge zeigen und unsere Stimme für die Anliegen von Frauen hier in unserer Heimat aber auch für Frauen weltweit erheben. Denn Soroptimist International hat sich zum Ziel gesetzt, ,eine weltweite Stimme für Frauen‘ zu sein“, ergänzte Bettina Vierkorn-Mack. Gemeinsam führten sie durch den kurzweiligen Samstagvormittag, der nicht abwechslungsreicher hätte sein können. Ganz Ohr lauschte das Publikum den Ausführungen der vier eingeladenen Leserinnen. Deren Biografien ebenso interessant sind, wie die Geschichten der von ihnen ausgewählten Frauenpersönlichkeiten. Kurz unterbrochen durch kleine Leckereien und Getränke füllten sie die Zeit mit bemerkenswerten Lebensläufen und gelebten Überzeugungen. Beispiele, die Mut machen, neue Wege zu gehen und selbstbestimmt die eigene Geschichte zu schreiben.

ULRIKE LINDNER, Angestellte im Bereich Medien und Archiv bei den Comboni-Missionaren, las aus ASTRID LINDGREN, „Das entschwundene Land – Erinnerungen”.  
Die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren beeindruckt durch den freiheitlichen und bestärkenden Geist, der ihre Geschichten durchzieht. Sie schöpfte aus ihrer reichen Kinderheit, die im Kern Geborgenheit und Freiheit ausmachte. Pippi Langstrumpf - eine spontane Wortschöpfung von Lindgrens Tochter Karin - wurde 1945 veröffentlicht und zunächst heftig kritisiert. Was solle nur aus den Kindern werden, wenn man ihnen Geschichten von einem Mädchen vorliest, das selbstbewusst, selbstbestimmt und freiheitsliebend sei. Astrid Lindgren arbeitete als Lektorin für Kinder- und Jugendbücher und verfasste über 70 Kinderbücher und Theaterstücke, die über 160 Millionen Mal verkauft wurden. Sie war eine mutige Frau, die sich furchtlos für die Rechte von Kindern und für den Tierschutz einsetzte.

SILVIA MANZ, Dramaturgin und Expertin für Markeninszenierung und Markenkommunikation, stellte die französische Politikerin und Publizistin SIMONE VEIL vor.  
Simone Veil war eine französische Politikerin, Auschwitz-Überlebende und Grande Dame der europäischen Politik und Publizistin. Sie stand für die Wahrung demokratischer Werte in einem Europa, das den Nationalsozialismus überlebt hatte. Die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland war für sie elementar. Simone Veil setzte sich früh für die Rechte von Frauen ein. 1967 sorgte sie als Gesundheitsministerin für den erleichterten Zugang zu Verhütungsmitteln. Im Kabinett von Jacques Chirac stritt sie für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. 1975 wurde das entsprechende Gesetz, das so genannte „Loi Veil“ („Veil-Gesetz“) vom französischen Parlament mit großer Mehrheit angenommen.

MARIA ESSELING, Physikerin und Clubschwester bei SI Ellwangen, zeichnete die Lebensgeschichte der österreichischen Kernphysikerin LISE MEITNER nach.  
Lise Meitner war eine berühmte österreichische Kernphysikerin, die in diesem Jahr 50. Todestag hat. Sie ging als Frau in der Wissenschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen noch kaum betretenen Weg. 1906 promovierte sie an der Universität Wien als vierte Frau überhaupt. Als Mensch jüdischer Abstammung musste sie in den dreißiger Jahren ihre Professorenstelle an der Universität in Berlin räumen und floh schließlich nach Schweden. Sie verfasste die erste physikalisch-theoretische Erklärung zur Kernspaltung, die ihr Kollege Otto Hahn entdeckte hatte. Otto Hahn erhielt 1945 dafür den Nobelpreis für Chemie, Lise Meitner wurde mit keiner Silbe erwähnt. Die Forschungsergebnisse mündeten in den Bau der Atombombe und in die heutige Nutzung der Kernenergie.

BEATE ROTHMAIER, Schriftstellerin, las aus ihrem aktuellen, noch unveröffentlichten Roman mit dem Arbeitstitel „FRAUENLEBEN”.
Die Kurzgeschichte „Doppelhaushälfte“ ist eine fiktive Geschichte, die ganz aus ihrer Phantasie entsprungen sei, so Frau Rothmaier. Christa kehrt nach 20 Jahren für einen Besuch aus Neuseeland nach Hause zu ihrer Mutter in die Doppelhaushälfte zurück. Der Tod des Vaters ist der Anlass. Die lamentierende, vom Leben enttäuschte Mutter unterbreitet der Tochter ohne Umschweife die Umstände ihrer Zeugung. Mit innerer Distanz verfolgt die Tochter die Abgründe der Familiengeschichte. Sie selbst hat sich bereits weitest weg von der Familie ein selbstbestimmtes Leben aufgebaut, in das sie am Abend auch wieder zurückkehrt.


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